„Kleiner Strolch mit großem Strolch“, d.h. die Begegnung und die damit mögliche Interaktion zwischen Krabblern und Kindergartenkindern, als Erziehungsziel für die Kinder unserer Einrichtung formuliert, findet im Alltag der Strolche eine Umsetzung. Nicht wahllos, durch die Form gänzlich offener Gruppen, sondern in strukturierter Weise.

Altersgemische Gefüge entstehen bei den Strolchen natürlich oft automatisch, allein bedingt durch die räumliche Nähe der Gruppen in unserer Einrichtung. Regelmäßiger Treffpunkt für die Kinder aller Gruppen ist zum Beispiel unser Außengelände. Je nach Situation steht dann vielleicht ein größeres Kind staunend vor der Ausdauer und dem Gleichgewichtsgefühl eines Kleineren beim Fahrradfahren und ist angespornt. Oder es ist voll Fürsorge und Hilfsbereitschaft, tröstet, zieht einem kleineren Kind die Schuhe an oder nimmt Rücksicht. Das Jüngere hört gut zu, wenn die Älteren, auf der Gartenbank sitzend, Geschichten und Witze zusammenhängend erzählen. Oder es beobachtet die auf dem Rasen turnenden „großen Artisten“ beim Zirkus spielen. Manchmal zeigt es sogar den Mut, einem größeren Kind im Streit um ein Spielgerät die Stirn zu bieten.

Unser Konzept beschränkt sich aber nicht nur auf zufällige Begegnungen der Kinder unterschiedlicher Altersgruppen. Die „Zebras“ sind bewusst hergestellte Gruppierungen, wo zu bestimmten Zeiten und in einem speziellen Sinnzusammenhang die Betreuung im Rahmen der Nester (Pinguine, Seepferdchen, Waschbären, Delphine) aufgebrochen wird:
Krabbler und Kindergartenkinder begegnen sich morgens in der offenen Phase zwischen 7.30 Uhr und 9.15 Uhr, wo jedes Kind für sein Spiel jeden verfügbaren Gruppenraum aufsuchen kann. Diese Öffnung soll bewirken, dass die Kinder die Spielmöglichkeiten und Personen der anderen Gruppen besser kennen lernen. Einige Kinder orientieren sich in dieser Phase lieber in ihrem vertrauten Gefilde. Manchmal aber ist die eigene Bezugsperson noch nicht da und sie müssen sich gezwungenermaßen in einen ihnen noch nicht vertrauten Raum bewegen. Hier jedoch lernen sie andere Erziehende kennen, die dabei helfen, sich für diesen Tag gut von der Mutter bzw. dem Vater verabschieden zu können. Für andere Kinder ist die Neugier gegenüber dem Unbekannten zu groß; emotionale Barrieren werden leicht überwunden und dadurch Neues entdeckt wie z.B. eine interessante Bauecke der anderen Gruppe oder ein fremdes Kind, mit dem man super spielen kann. Auf diese Weise tummeln recht viele Strolche in dieser Phase in Spielecken der Nachbarschaft herum. Zum morgendlichen Begrüßungsritual und Frühstück gehen sie dann in ihr eigenes Nest.

Das Frühstück und auch das Mittagessen verlaufen jedoch nicht immer in der für die Kinder gewohnten Gruppenkonstellation. Ein Grund dafür sind die Kinder selbst mit ihrem Bedürfnis, zu diesen Zeitpunkten ´mal gerne die Gruppe zu wechseln. Folgender Prozess hat sich mittlerweile als ein alltägliches und für unsere Kinder wichtiges Ritual etabliert: Ein Waschbär z.B. fragt seine Erzieherin morgens, ob er bei den Delphinen frühstücken kann. Nach Absprache mit den Erziehenden der Delphine verbringt das Kind dort das Frühstück und meistens auch den gesamten Vormittag, bis es dann zum Mittag wieder in das Nest der Waschbären wechselt. Oft tauschen auch auf diese Weise zwei Kinder miteinander die Gruppen. Der Andrang zum Wechseln ist insbesondere bei den Delphinen und Waschbären sehr groß, sodass dieses Angebot von den Kindern ebenso in der Mittagssituation genutzt wird.

Mittlerweile aber mischen sich auch immer mehr Krabbler in diesen Prozess ein. Besuche dieser Art gehen immer vom Wunsch des Kindes aus. Die Erziehenden begleiten lediglich das Wechselgeschehen und sorgen dabei für Gerechtigkeit, sodass kein Kind mit seinen Wünschen zu kurz kommt. Auf diese Weise herrscht ein reger Austausch zwischen einzelnen Seepferdchen, Pinguinen, Waschbären und Delphinen im Wochenverlauf; außer am Montag, unserem „Schontag“, denn der Einstieg in die jeweils neue Woche soll für jedes Kind in der eigenen Gruppe stattfinden.

Im weiteren Verlauf des Erziehungsjahres nach der Eingewöhnung finden vermehrt Besuche unserer älteren Krabbler im Kindergartenbereich statt. Solche Besuche werden von den Erziehenden gesteuert. Sie sollen dazu dienen, diese Kinder auf ihr zukünftiges Dasein als Kindergartenkind vorzubereiten. Pinguine und Seepferdchen können hierbei die Kinder und Erziehenden derjenigen Kindergarten-Gruppe kennen lernen, in der sie sich im nachfolgenden Erziehungsjahr dann selbst bewegen.

Die Begegnung zwischen Krabblern und Kindergartenkindern bei uns zeigt sich auch auf der Angebotsebene. Mit Kindern am Übergang beider Altersbereiche (ältere Krabbler und jüngere Kindergarten-Kinder) führen wir Angebote, Aktionen und Ausflüge durch. Zusammenkünfte dieser Art sind eher auf ein gemeinsames Agieren ausgerichtet. Die Altersunterschiede zwischen diesen Kindern sind gar nicht so groß. Hier geht es weniger um „Fürsorge für“ oder „Beobachtung des“ anderen, sondern darum, etwas Schönes zu machen und sich dabei als gleichwertige Partner zu erleben. Gemeinsame Erlebnisse wie ein Bewegungsangebot im Toberaum, ein Zoobesuch oder ein Besuch des Bilderbuchkinos stärken den Zusammenhalt dieser Kinder, der wiederum für ihre spätere gemeinsame Zeit im Kindergartenbereich sehr vorteilhaft sein kann.